Wichtige Siege müssen
keine guten Spiele sein. Und sie sind es auch nicht mit vielen Treffern.
Das 4:0 gegen Cottbus II war so ein Fall. Kein überragendes Spiel, aber
ein überaus wichtiger Dreier, wie sich nach Abpfiff in
Plauen erst richtig zeigte. Das sollte – bei aller Vorsicht –
der Aufstieg gewesen sein, auch wenn der praktisch noch vollzogen werden
muss.
Die Zeichen
standen günstig für Magdeburg. Cottbus mit Viererkette in der Abwehr
versprach offensives Spiel. Viele Torchancen also, aber auch etliche
Abseitsstellungen der FCM-Stürmer. Die Torchancen kamen, das
Abseitsfestival indes blieb aus, da die Cottbuser Kette über das
gesamte Spiel erhebliche Orientierungsprobleme zeigte. Und außerdem
zerstörte Magdeburg dieses Mal gleich mit zwei frühen Toren alle
eventuellen Punktträume der Gäste. Was sich dann aber zwischen dem
zweiten Tor (11.) und dem dritten
Treffer (53.) auf dem Platz tat, war doch recht dürftig. Es war ein Rückfall
in die schlechte alte Zeit: Hinten wurden die Bälle hin und
hergeschoben, um sie dann – nicht selten unter Bedrängnis nach vorn
zu dreschen. Das wirkte alles andere denn souverän, und schon gar nicht
angesichts einer 2:0 Heimführung. Es ging auch anders. Immer dann nämlich,
wenn Neumann die linke Außenbahn entlang stürmte und/oder Kullmann ins
Spiel kam, war das
Cottbus-Tor gefährdet.
Nicht ganz zu Unrecht werden die Magdeburger auf die Englischen Wochen
verweisen und natürlich darauf, dass drei Punkte wichtiger sind als ein
kraftaufwändiges und glanzvolles Kurzpassspiel. Der Kräfteverschleiß
der letzten Wochen ist ein Argument. Aber gerade darum dürfte es doch günstiger
sein, den Ball zum Kombinationsmittel zu machen als ihn nach Gutdünken
nach vorn zu schleudern. Ohnehin ist es so, dass der FCM in dieser
Saison noch nicht verloren hat, wenn er mit Kombinationsfußball über
das ganze Feld und überwiegend mit flachen Pässen den Erfolg suchte.
40 Minuten Alibifußball und lange Weile auf den Rängen müssen bei
einer 2:0-Führung zu Hause nicht sein. Und dass genug Kraft vorhanden
war, zeigte die Mannschaft nach dem dritten Treffer, der praktisch aus
dem Nichts fiel
und die gerade beginnenden Ungeduldsgesänge auf den Rängen
(„Wo bleibt denn das 3:0?“) beantwortete.
Es war, als wäre ein Hebel umgestallt worden. So folgten noch
37 Schlussminuten.
Vom Ergebnis her wurde alles richtig gemacht. Magdeburg stellte seine
augenblicklichen Stärken unter Beweis: Schnelle Tore (1:0, 2:0) und die
Fähigkeit, auch ein
scheinbar dahinplätscherndes Spiel über ein, zwei Stationen zu
entscheiden (3:0). Das reichte gegen einen solchen Gegner. Aber wenn der
Aufstieg auch praktisch in der Tasche sein sollte, wäre es schön, den
Zuschauern auch einmal wieder volles Spiel fußballerischen Glanz zu
bieten: Mit konsequentem Forechecking, schnellem Umkehrspiel, gekonnten
Pässen aus dem Mittelfeld, Kombinationen, Sprints an der Außenlinie.
Dafür böte sich natürlich am besten der letzte Spieltag in Halle an.
Die Tagesbesten:
Müller (gutes Auge für die Situation, Spielverständnis und öffnende
Pässe), Kullmann (wenn er
am Ball ist, herrscht Torgefahr, auch wenn er dieses Mal zwei Mal am glänzend
der Winkel verkürzenden Torhüter scheiterte),
Neumann (unermüdlicher Ballschlepper entlang der Außenlinie;
vielleicht der Aufsteiger der Saison).
Außerdem Plock (ein Tor, eine Vorlage und auch sonst recht auffällig)
und
Kubis (wie immer unauffällig
aber in entscheidenden Situationen richtig zum Ball).
Die Mannschaften
FCM: Beer - Otte,
Grundmann, Probst - Plock (64. Habryka), Müller (81. Kreibich), Kallnik,
Pientak, Neumann - Kullmann, Kubis (73. Netchyporuk)
Cottbus II:
Berntsen - Dörry, Bankert, Lempke, Nuhs - Peßolat (61. Hübsch),
Zemlin (31. Unversucht), Lindner, Hoßmang - Feick, Matthes (46. Frahn).
Die Tore
1:0 Kubis (3.):
Kullmann behauptet sich im Strafraum, legt auf Plock ab, dessen Flanke
auf den langen Pfosten köpft Kubis ein / 2:0 Plock (12.): Ein Einwurf
von Pientak kommt zu Müller, der nach halber Körperdrehung
weiterleitet an Plock; der schiebt ein / 3:0 Kubis (53.) Ein
Paukenschlag in die Lange Weile: Langer Ball Pientaks auf Kallnik, der
zu Kubis passt. Mit viel Körperbeherrschung schlägt er den Ball ins
Tor / 4:0 Kallnik (67.) Der schönste Treffer. Pientak zirkelt einen
Ball zu Müller, der zu Kallnik passt und sich zum Doppelpass anbietet.
Der Kapitän (bis dahin sehr statisch) nimmt an, spielt zurück und
verwandelt dann Müllers nächsten Pass in den freien Raum. Ein Treffer,
auf den jeder Stürmer stolz sein kann.
Der
Schiedsrichter
Böhm hatte eine
leichte Aufgabe mit dem fairen Spiel. Er war immer präsent, störte die
Begegnung aber nie mit zu vielen Pfiffen.
djurgarden
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